Mit dem Bundesvorstand der Jungen Union ging es im November nach Israel - viele Eindrücke und eine Reise, die ich nicht vergessen werde.
Ein Land, in dem der Ausnahme- der Normalzustand ist. Ein Staat, der sich und sein Volk verteidigt. Der 07. Oktober hat sich fest in das kollektive Bewusstsein der jüdischen Bevölkerung eingeprägt. Die Erinnerung an die Geiseln ist gegenwärtig. Es sind über 100, die sich noch in Geiselhaft befinden, hierunter auch deutsche Staatsbürger. Gleichzeitig verlangt der anhaltende Kriegszustand der Bevölkerung viel ab - speziell in Gaza und im Libanon und generell sich gegen die Bedrohung des Irans und seiner Proxys zu behaupten. Studenten berichten uns, dass sie schon 2 oder 3 Mal im Einsatz waren, während die orthodoxe Bevölkerung (~15%, aber wachsend) weiterhin den Kriegsdienst verweigert.
Auf dem Festivalgelände des Nova Rock Festivals und in einem Kibbuz nur 2km von Gaza entfernt hören wir die lautstarke militärische Operation. Vor Ort selber sehen wir Gedenken an die Opfer und ein fast komplett leergezogenes Kibbuz. Wo damals 900 Menschen lebten, sind es heute keine 50 mehr. Der Terror und die Gräueltaten der Hamas brachten viele um und haben auch bei den Überlebenden Spuren hinterlassen. Kinder, die nach diesem Trauma nicht mehr alleine sein können. Holocaustüberlebende, die wieder getötet werden sollten, weil sie Juden sind. Menschen, die zusehen mussten, wie ihre Angehörigen brutal ermordet werden und selber nur knapp überlebten. In vielen letzten Nachrichten in Chatverläufen liest man von der Hoffnung und dem Vertrauen auf den israelischen Staat und die IDF. „Sie werden uns gleich helfen.“. Es sollte Stunden dauern. Ohnehin lebte man im Alltag mit der ständigen Bedrohung. Kindergärten, die als einziger Bunker errichtet wurden. 15 Sekunden nach Start des Alarms hat man Zeit, sich in Sicherheit zu bringen - alle 50m steht ein Bunker, oft kunstvoll bemalt. Und doch glaubten viele Bewohner an den Frieden. So, wie der Einwohner, der uns führte und regelmäßig Kranke aus dem Gazastreifen in israelische Krankenhäuser brachte. Viele Palästinenser kamen täglich über die Grenze, um in Israel zu arbeiten - der Lohn lag im Schnitt um das Sechsfache höher. Israel hatte sich komplett aus dem Gazastreifen zurückgezogen und wähnte sich in Sicherheit. Der 07. Oktober hat alles verändert.
Im Gespräch mit Politikern unterschiedlicher Parteien wird deutlich, wie weit eine Zweistaatenlösung entfernt ist. Israel befindet sich im Krieg, doch was kommt danach? Gibt es ein ,,danach"? Hoffnung machen uns die jungen Politiker und Mandatsträger unserer Partnerpartei, dem Likud.
Viele, mit denen wir uns ausgetauscht haben, haben europäische Wurzeln und sprechen uns auf den wachsenden Antisemitismus in Europa und Deutschland an. Die stellvertretende Außenministern Sharren Haskel erzählt uns, dass sie ihre Großmutter nach einem gewalttätigen Übergriff aufgrund des Tragens einer Kette mit Davidstern aus Frankreich nach Israel holt. Ein Land, welches sich im Krieg befindet und regelmäßig mit Raketen beschossen wird, soll sicherer sein als das vermeintlich freiheitlich-demokratische Europa. Zumindest, wenn sich als Jude zu erkennen gibt. Andere Gesprächspartner geben uns Kritik für eine verfehlte Zuwanderungspolitik mit, denn der Nahostkonflikt und antisemitische Haltungen sind längst in Deutschland angekommen und bedrohen das Leben für Juden hierzulande. Dass die männlichen Juden mit Kippa in das Flugzeug, welches uns nach Deutschland zurückbringen sollte, einsteigen und diese noch vor dem Ausstieg in Frankfurt ablegen, ist Ausdruck dieser Gefährdungslage. ,,Nie wieder" bedeutet: Nie wieder sollen Juden in Deutschland aufgrund ihrer Herkunft und Religion diskriminiert, angegriffen oder verfolgt werden. Der deutsche Staat muss wehrhafter gegenüber den Tätern sein.
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